Über den Fortbestand der Malerei: Die Farben Grün

Ein Feldversuch von Hans BungeÜber den Fortbestand der Malerei

Auf einer Anfang Mai gemähten Wiese wird ein 3 mal 3 großes Rasenstück durch Abdeckung zeitweilig das Tageslicht entzogen. Nach 20 Tagen wird die erste von insgesamt neun 1 x 1 Meter großen Stahlblechen gelüftet.

Zum Unterschied zu dem übrigen um die ausgesparte Fläche Rasen, der seit fast 3 Wochen sein natürliche Wachstum weiterentwickeln konnte, kommt nun eine Fläche zum Vorschein, deren Halme die erwartbare Farbe Grün mehr oder weniger verloren haben.

Während der folgenden Zeit werden Tag für Tag die Stahlbleche entfernt, eins nach dem anderen von links hinten bis nach rechte vorne.

Das erste Feld wird durch das Tageslicht langsam wieder grün wie auch die entdeckten der folgen den Tage. Allerdings wird der Farbunterschied zwischen den benachbarten Flächen größer, weil der Zeitraum seit ihrer Abdunkelung verhältnismäßig weiter zurückliegt: die letzte der Flächen war dann immerhin vier Wochen „under-cover“.

 

 

Während der Demontage der Abdeckbleche werden die segmentierten Rasenflächen farblich eine Palette unterschiedlichster Grün-Töne entfalten: von fahlen Weiß-Gelb-Blaß-Grün über Zart-Lindgrün bis zum Grasgrün der umliegenden unberührten Rasenfläche. Die durch die Abdeckung hervorgerufene Wachstumshemmnisse führen darüber hinaus zum unterschiedlichen Halmlängen des Grases, was selbstverständlich Auswirkungen auf Farbwirkungen hat,denn Schatten zwischen den Halmen verdunkeln die Gesamterscheinung einer Fläche je nach Lichteinfall bzw. Sonnenstand.

Weitere nicht vorhersehbare Komponenten werden den Prozess des Feldversuches. beeinflussen:unter den Abdeckungen werden sich sicher im Verborgenen Würmer, Asseln und andere lichtscheue Tiere versammeln. Auch die Aktivität von Maulwürfen könnte den Ablauf des Prozesses beeinflussen, denn sie könnte die Grassode durchstoßen und somit die vorbereitete Abdeckung liften.

Selbstverständlich sind die lokalen klimatischen Bedingungen wir Temperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlagsmenge, Luftfeuchtigkeit usw. für die Entwicklung von Form und Farbe des ausgewählten Rasenstückes von großer Bedeutung.Das Zusammenwirken derartiger Kräfte macht seine Erscheinung aus. Im diesem inszenierten Aus-Schnitt von Naturwirklichkeit kann der Betrachter auf dieser „ Bild-Fläche“ täglich Teilhaber werden am Facettenreichtum von Farbabstufungen im Grün und dessen wechselvolles Neben- oder und Nacheinander. Gerade im Frühling entfaltet die Natur eine große malerische Kapazität, die hier zur Wirkung kommen soll.

7.Mai 2006

Während der Dauer der Installation haben erhebliche Regenwassermengen die Oberflächen der Stahlbleche intensiver als erwartet eingerostet. Das viele Wasser erbrachte zudem auf den Unterseiten eine intensive Korrosion ins Gelb-Rot-Braun, die sich von Blech zu Blech steigerte.

Auch die Prints der Halme wurden intensiver, und da, wo sich Wühlmäuse unter den Blechen Tunnel gegraben hatten, haben ihre Rücken teilweise den Rost wieder abgeschuppert. So hatten die im Expose´vom 7.5.06 genannten Komponenten das Versuchsfeld in einer von mir nicht erwarteten Art und Weise verändert und den Feldversuch „Die Farben Grün“ in das Spektrum „Die Farben Rot-Braun, der sich wie ein Protokoll temporärer klimatisch-topographischer Verhältnisses vorderseitig und rücksichtig in den 9 Stahlblechen „festgeschrieben hat.

 

Die Farben Grün 1-9

Platte1

Platte 1 obenPlatte 1 unten

Platte2

Platte 2 oben

Platte 3

Platte 4

Platte 5

Platte 6

Platte 7

Platte 8

Platte 9