Himmel auf Erden


Für eine Jahresausstellung der Hamburger Galerie Morgenland zum Thema Weihnachten liefert Hans Bunge eine ungebrauchte Windel ein. Er spannt sie auf einen 75 x 75 cm großen Keilrahmen und macht das erste Grundstück des Menschen zum Bild.

Die Windel ist für ihn Sinnbild für das Thema Geburt, die zentrale Botschaft des nach Ostern zweit wichtigsten Festes der Christenheit, denn zu Weihnachten „ ...kommt das Christuskind auf die Erde nieder ....“, wie es in einem traditionellen Lied jahraus jahrein gesungen wird.

Die Form der Windel bildet ein Quadrat.

In der mystischen Kosmologie symbolisieren seine vier Ecken die vier Himmelsrichtungen und Jahreszeiten und sind Formel für „Welt“. Aber nicht nur die Außenform, auch die textile Machart der Windel enthält wichtige Hinweise zur Intention dieser Arbeit: die Leinwandbindung bildet durch Kette- und Schußfaden Kreuze, in der abendländischen Symbolsprache Zeichen für Leiden und Sterben.

So ergibt sich hier ein Zusammenhang von Anfang und Ende, Leben und Tod, wie es schon in der Geburt Jesu mit seinem bevorstehenden Martyrium vorausgesagt ist.

Hans Bunge sieht allerdings jenseits christlicher Ikonographie in der Leinwandbindung auch einfach nur Kreuzungen von Vertikal und Horizontal, wie sie sich für ihm z. B. im Prozeß schöpferischer Arbeit darstellen, wenn Neues Alltägliches durchdringt, denn in derartigen Knotenpunkten kommen neue Ideen „auf die Welt“.

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